Måneskin, die etwas andere Band

Konzertkritik: Måneskin im Kaufleuten
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Pressebild / © Måneskin

Er trägt einen Lederanzug. Schwarze, enge Lederhosen mit glatten Nieten und die dazu passende Anzugsjacke. Damiano David, der Fronsänger der Band, ist für seinen auffälligen Style bekannt. Nicht nur er, aber der Gitarrist der Band Thomas Raggi fällt mit seiner Leopardenbluse, vermutlich aus der Frauenabteilung, sofort auf. Sie beide, die Bassistin Victoria De Angelis und Ethan Torchio standen am 12. Februar 2019 auf der Kaufleuten-Bühne. Die italienische Band Måneskin spielte am Dienstag das erste Mal in Zürich.

 

Diversität

 

19 Uhr, ca. 50 Personen standen vor dem Eingang des Kaufleuten Klubsaals. Ausverkauft war das Konzert der vier jungen Rocker nicht. «Weisst du, die Italiener stehen auf «Schnulzemusik», davon haben die Måneskin nicht viele Lieder.»

«Ausserdem lieben die Italiener italienischsprachige Musik, solche Lieder haben die Måneskin auch nicht viele.» Darüber sprachen die Konzertgänger vor dem Eingang. «Und naja, den schrillen Style versteht nicht jeder, sie sind halt anders.» So werden die Anfang Zwanzigjährigen nicht nur von ihren Fans genannt, sie selber erwähnen in etlichen Posts auf den Social Media-Kanälen und in Interviews Ihre «Diversität».

 

Platz eins in den italienischen Charts

 

Die meisten Konzertbesucher hatten italienische Wurzeln, wie die aus Italien stammende Band, die zwar viele englischsprachige Texte hat, aber vor allem in Italien bekannt ist. Im Jahr 2017 erlangten sie als Band den zweiten Platz bei X-Factor Italia, tourten anfänglich durch italienische Clubs und landeten mit dem Song «Torna a casa» auf Platz eins der italienischen Charts.

 

Der Tanz des Lebens 

 

Die stuttgarter Vorgruppe «Kids of Adelaide» wärmte die Konzertbesucher mit ihrem Alternative Indie auf. Und dann standen Victoria, Ethan, Damiano und Thomas angereiht zuvorderst auf der Bühne. Der Klubsaal war fast voll und Platz zum Bewegen gab es in den vorderen Reihen nur wenig.

«Il Ballo della Vita» (Der Tanz des Lebens), so heisst die Tour und auch das neuste Album der Rock–Pop Band. Am Konzert im Kaufleuten konnte man den Titel der Tour gut nachvollziehen. Die Songs bewegen sich zwischen Pop zum Mitsingen, Reggae zum Auflockern, Rock zum Abtanzen und Balladen zum Mitschwenken.

Auch die Band verpasste den «Tanz ihres Lebens» nicht. Beim Song «morriro da Re» schüttelte der Gitarrist Thomas die Haare durch und hüpfte im Takt abwechslungsweise von einem Bein auf das andere. Victoria, die Bassistin, zeigte sich bei jedem rockigen Song energiegeladen, bei «fear for nobody» hüpfte sie quer über die Bühne. Damiano, der Frontsänger der Band, «shakte» geradezu mit dem Po zum Publikum.

 

Damianos kratzige Stimme verlieh jedem Song die «Diversität», welche die Band sich selber zuschreibt. Sie passte zu den Covers, welche Måneskin auf Ihre ganz eigene Art performten. Die fast hardrockige Version von «Beggin», «Take Me Out» von Franz Ferdinand oder den Lovesong «You’re nobody till somebody loves you» von James Arthur funktionierten bestens, aber auch ihre eigenen Songs aus den Alben «Ballo della vita» und «Chosen» lebten durch die Stimme. Er allein ist aber nicht Måneskin. Gross zu schreiben ist auch die leidenschaftliche Gitarrenmusik von Thomas, der die Finger keine Sekunde von den Saiten liess. Die Intros der Songs wurden meistens von ihm alleine gespielt oder in Begleitung des Schlagzeuger Ethan. Der erste Klang war niemals schrill oder unpassend und führte exakt auf die kommende Stimmung zu. Ohne das energische Fundament der Bassistin wäre die Show nicht halb so «Rock and Roll» gewesen. Während Sie auf Ihrem violetten E-Bass spielte, strahlte sie und rannte beinahe um die Jungs herum. Die einzige Frau der Band sorgte für ganz viel Draufgängertum.

 

«Vengo dalla Luna» (Ich komme vom Mond) 

 

Er trägt nur noch ein verschwitztes Träger Shirt, auf seinem schmalen Oberarm steht Mom. Die Aufschrift «Ballo della Vita» durchquert seine Brust. Seine langen Haare fallen ihm ins Gesicht und verdecken die schwarz geschminkten Augen. Damiano David ist bekannt für seinen auffälligen Style. Nicht nur er. Die Måneskin sind halt anders, vielleicht kommen sie tatsächlich vom Mond,  wie sie in Ihrem Song «Vengo dalla Luna» sagen.

 

Sie haben Ihren eigenen Style bei Kleidung, Denken, Musizieren. Besonders gut gefiel mir Damianos Stimme, die perfekt zum Style passt und die Stimmung, die die einzige Frau der Band verbreitete. Trotzdem wäre ich am liebsten an der Stelle des Schlagzeugers gewesen, um die geladene Energie rauszulassen. Ich wusste nicht, was mich erwartete und wurde super positiv überrascht. Kaufleuten, bitte macht den Bass leiser. Ansonsten Top, top, top.

 

Valeria Piediscalzi / Fr, 15. Feb 2019